Auch an seinem 45. Geburtstag blickt der WEISSE RING in die Zukunft und leistet seinen Beitrag zur Weiterentwicklung der Opferrechte.
Vor 45 Jahren fassten einige engagierte Menschen aus Politik, Medien und Justiz den Entschluss, Opfer von Straftaten zu unterstützen – unabhängig von deren Alter, Geschlecht, Herkunft oder Religionszugehörigkeit. Das Ergebnis: Am 16.1.1978 wurde der WEISSE RING gegründet. Ein gemeinnütziger, nicht auf Gewinn ausgerichteter Verein bestehend aus ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen und finanziert durch Spenden und Mitgliedsbeiträge.
Zu den Mitbegründer:innen gehörten unter anderem die späteren Vorstandsmitglieder Manfred Lampelmayer, Robert Köck, Othmar Urban, Helmut Zilk, Janne Ranninger, Johanna Zwerenz, Egon Blaschka, Hans Walther Christ und Udo Jesionek. Letzterer war nicht nur von 1978 bis 1992 Vizepräsident des WEISSEN RINGS, sondern ist seither – als einziges noch lebendes Gründungsmitglied – Präsident des WEISSEN RINGS.
„Es war mir immer ein Anliegen, den bedauernswerten Opfern von Straftaten mit Rat, Tat und Hilfe zur Seite zu stehen. Ich bin sehr froh, dass ich das auch heute noch kann“
Udo Jesionek, Präsident
Entwicklung von Opferschutz und Opferrechten
Die Entwicklung des WEISSEN RINGS ist untrennbar mit der Entstehung von Opferrechten und deren Verankerung in Strafgesetzbuch (StGB) und Verbrechensopfergesetz (VOG) verbunden. Der WEISSE RING leistet seit seiner Entstehung einen aktiven Beitrag zur Entwicklung des Opferschutzes. Über die Jahre veränderten sich mit der Weiterentwicklung der Opferrechte auch die Rahmenbedingungen der Arbeit des WEISSEN RINGS und es sind Aufgaben dazu gekommen.
„Ohne WEISSEN RING blieben die Opfer auf der Strecke.“
Stefan Rieder, Landesleiter Salzburg
Aktuell ist eine Novellierung des VOG im Gespräch, für die der WEISSE RING bereits zahlreiche Vorschläge gemacht hat. So ist nach wie vor die Gleichstellung der Opfer situativer Gewalt mit den Opfern von Gewalt im persönlichen Nahebereich offen, damit durch rechtzeitige Weiterleitung der Daten an den WEISSEN RING rasch und unbürokratisch geholfen werden kann. Denn nur wer von seinen Rechten weiß, kann diese auch nutzen.
Der WEISSE RING heute
Auch nach 45 Jahren springt der WEISSE RING noch immer dort ein, wo staatliche Unterstützung fehlt oder zu spät kommt, und setzt sich für die Weiterentwicklung und die Durchsetzung der Rechte von Verbrechensopfern ein. Seit 2018 ist der WEISSE RING als einzige allgemeine Opferunterstützungs-Einrichtung Österreichs gesetzlich anerkannt (§ 14c VOG). Ehrenamtliche Landesleiter:innen und Vorstandsmitglieder leisten nach wie vor einen wesentlichen Beitrag zur Arbeit des WEISSEN RINGS.
„Ohne den WEISSEN RING hätten Menschen, die Opfer von Straftaten geworden sind, keine Anlaufstelle und keine Unterstützung um ihre Rechte durchzusetzen. Wir wollen weiterhin das Beste für Verbrechensopfer erreichen.“
Xenia Zauner, Vizepräsidentin
Vieles hat sich in den 45 Jahren aber auch verändert. Der WEISSE RING ist mittlerweile auch mit angestellten Mitarbeiter:innen und Büros in fast allen Bundesländern österreichweit präsent. Der Verein hat als NGO zusätzliche Aufgaben übernommen, die von staatlichen Stellen gefördert werden. Dennoch sind Spenden und Mitgliedsbeiträge nach wie vor wichtige Elemente der Finanzierung. Sie machen das rasche Reagieren und Helfen möglich und bilden so die Grundlage für die Opferhilfe wie der WEISSE RING sie anbietet. Die unterschiedlichen Standbeine der Finanzierung sind ein wesentlicher Garant für die Unabhängigkeit des Vereins.
„Die Rahmenbedingungen, unter denen Opferarbeit gemacht wird, haben sich seit 1978 sehr verändert und neue Aufgaben sind dazu gekommen. In der Beratung ist viel juristisches Wissen gefragt und die psychologisch so wichtige Unterstützung erfolgt mittlerweile nahezu ausschließlich durch angestellte Expert:innen. Eines ist aber in all den Jahren gleich geblieben: Im Zentrum der Arbeit stehen nach wie vor Opfer von Straftaten mit ihren Bedürfnissen und Interessen.“
Natascha Smertnig, Geschäftsführerin
Der WEISSE RING bietet breitgefächertes Know-how und eine Vielfalt an Expert:innen, die auch neue Aufgaben übernehmen wie beispielsweise die Abwicklung des Terroropfer-Fonds und Heimkinder-Projekte.
Der WEISSE RING von heute schließt Lücken, unterstützt bei Innovationen und übernimmt im Vergleich zu früher auch staatliche Aufgaben im Bereich Opferhilfe und Opferrechte – von der Beratung über Opferrechte und Möglichkeiten finanzieller Hilfe, Prozessbegleitung bis hin zum Opfer-Notruf 0800 112 112.
Persönliche Worte von Mitgliedern des Vorstands
(Reihung alphabetisch nach dem Familiennamen)
„Schon in meiner aktiven Zeit in der Zentralsparkasse hatte ich mit dem 1978 neu gegründeten WEISSEN RING zu tun und unterstützte den Verein und seine Ziele. Als dann vor mittlerweile 22 Jahren die Bitte an mich herangetragen wurde, als Kassier aktiv im Vorstand mitzuarbeiten, übernahm ich diese Funktion sehr gerne. Ich bin fest davon überzeugt, dass es wichtig ist rasch, unbürokratisch und ohne Vorurteile dort zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird.“
Heinz Gehl, Kassier
„Wir wollen als WEISSER RING auch in Zukunft den Weg der Gemeinschaftlichkeit und der sinnvollen, gezielten Unterstützung gehen. Wer Hilfe benötigt, dem soll auch geholfen werden.“
Stefan Lenzhofer, Vorstandsmitglied
„Verbrechen hinterlassen Spuren ist eines der Leitmotive des WEISSEN RINGS. Wir können diese Spuren nicht gänzlich beseitigen, jedoch können wir Opfer von Verbrechen dabei unterstützen, die erlittenen Beeinträchtigungen zu lindern. Meine Tätigkeit als Exekutivbedienstete hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Täter auszuforschen. Begleitend dazu ist es mir bei meiner Tätigkeit beim WEISSEN RING wichtig, auch die andere Seite von Verbrechen in den Fokus zu rücken und zu begleiten.“
Sylvia Mayer, Vorstandsmitglied
„Für meine Entscheidung beim WEISSEN RING aktiv zu werden war ausschlaggebend, in meinem Bereich als Rechtsanwalt etwas Sinnvolles und Gemeinnütziges für die Gesellschaft machen zu können.“
Bernd Peck, stv. Landesleiter Kärnten
„Aus meiner Sicht hat der WEISSE RING, vor allem in Person des Präsidenten Udo Jesionek, maßgeblich dazu beigetragen, dass Österreich so frühzeitig einen hohen gesetzlichen Standard bei Opferschutzbestimmungen erreicht hat. Für die Zukunft sehe ich vor allem die Aufgabe, alle Bestimmungen im Alltag von Polizei und Gerichten mit Leben zu erfüllen: also sicherzustellen, dass wirklich alle Opfer rasch die nötigen Informationen erhalten, dass es gesonderte Wartezonen gibt, dass Einvernahmen von Opfern mit der nötigen Sensibilität und Schonung vorgenommen werden. Dazu sind viele Schulungsmaßnahmen bei Polizei und Justiz notwendig, zu denen der WEISSE RING beitragen kann. Die Aufnahme von Richteramtsanwärter:innen zu Praktika beim WEISSEN RING war ein wichtiger Schritt zur Sensibilität der Richter:innenschaft.“
Oliver Scheiber, Vorstandsmitglied
„Anfang der 1990er Jahre wurde die Zusammenarbeit zwischen dem WEISSEN RING und dem Sozialministeriumservice intensiviert. Als junger Abteilungsleiter, dem die Vollziehung des Verbrechensopfergesetzes (VOG) übertragen wurde, war ich täglich mit dem Leid und den Schicksalen der Opfer konfrontiert. Das VOG bot damals lediglich Hilfe für Schwerverletzte und Hinterbliebene an und war im Leistungsangebot noch sehr beschränkt. Dass der WEISSE RING in vielen Fällen dort rasch und unbürokratisch helfen konnte, wo ein dringender Finanzierungsbedarf gegeben ist oder wo das VOG eben aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen keine Hilfe mehr anbieten konnte, hat mich so überzeugt, dass ich seit nunmehr 30 Jahren Mitglied des Vereins bin. Auch wenn das Leistungsangebot des VOG heute wesentlich umfassender ist als damals, ist die laufende Zusammenarbeit zwischen der staatlichen Opferhilfe und dem WEISSEN RING ganz wichtig, um die bestmögliche Unterstützung für Opfer von Verbrechen sicher zu stellen.“
Wolfgang Sicka, Vorstandsmitglied