Der WEISSE RING und die Wiener Polizei starten ein gemeinsames Projekt, das zum Ziel hat, vor allem ältere Menschen und deren Bezugspersonen mit Information rund um das Thema Trickbetrug zu versorgen.
Eine gute und eine schlechte Nachricht
Die gute Nachricht zuerst
Ältere Menschen werden laut Kriminalstatistik immer seltener Opfer von Raub- und Gewaltdelikten. Die Sorgen und Ängste der Betagten sind diesbezüglich zwar groß, das tatsächliche Risiko jedoch gering.
Ganz anders sieht es jedoch beim Thema „Trickbetrug“ aus: Der „Neffe“ ist zwar immer noch aktiv, ganz neu ist jedoch der „Polizistentrick“. Dabei geben sich Betrüger*innen als Polizist*innen aus und weisen sich mit verblüffend ähnlichen Ausweisen aus. Ältere Menschen werden dazu gebracht, hohe Geldbeträge bei der Bank zu beheben und den Tätern auszuhändigen. Ein „G’schichtl“ handelt dabei von einer Kaution, um Tochter, Sohn oder Enkelkind rasch aus der Untersuchungshaft zu befreien. Vorgegeben wird dabei, dass ein tödlicher Verkehrsunfall verschuldet worden ist. Spätestens, wenn Weinen und Schluchzen im Hintergrund zu hören ist, sind Eltern bereit, viel Geld aufzustellen, um ihren Lieben die Haft zu ersparen.
Ein anderes Mal behaupten falsche Polizist*innen, dass sie gegen Bankangestellte ermitteln, die Falschgeld ausgeben. Dabei werden die Opfer gebeten, eine hohe Summe zu beheben und der Polizei für kriminaltechnische Untersuchungen auszuhändigen. Selbstverständlich darf niemand in der Bank davon erfahren. Die Geldscheine finden nie wieder den Weg zurück zu ihren rechtmäßigen Besitzer*innen.
Falsche Polizist*innen als Täter*innen
„Für uns ist ja zusätzlich problematisch, dass das Vertrauen in die Exekutive darunter leiden könnte“, meint Michael Lepuschitz, Vizepräsident der Polizei Wien. Der Polizeipräsident Gerhard Pürstl war schnell von einem gemeinsamen Projekt mit dem WEISSEN RING überzeugt und liefert auch den ersten Präventionstipp: „Manchmal genügt es schon, wenn man bei der nächsten Polizeidienststelle oder auch beim Notruf 133 anruft und überprüft, ob es sich wirklich um echte Polizist*innen handelt“.
Der WEISSE RING bemüht sich seit Jahrzehnten ganz besonders um ältere Verbrechensopfer. Dazu steht auch ein beschränktes Budget der Stadt Wien zur Verfügung. „Es geht vor allem darum, dass die Betroffenen nicht den Glauben an sich und an ihre Selbständigkeit verlieren“, erklärt Udo Jesionek, Präsident des WEISSEN RINGS im stolzen Alter von 81 Jahren. Nur oberflächlich betrachtet ist es besser, wenn ältere Menschen Opfer von Eigentumskriminalität OHNE Gewalt werden. „In der Opferhilfe erleben wir leider jeden Tag, was diese Delikte mit Betroffenen machen – das reicht von Schlafstörungen, Gedankenkreisen bis hin zu depressiven Verstimmungen und sozialem Rückzug. Auch psychosomatische Beschwerden beklagten die Opfer, etwa Probleme mit der Haut“, weiß Dina Nachbaur, Geschäftsführerin des WEISSEN RINGS.
Gemeinsam informieren
Polizei und WEISSER RING wollen in einem gemeinsamen Projekt potentiell Betroffene aber auch Angehörige und andere mögliche Ansprechpersonen aufklären. Denn – Information hilft! Bankangestellte sollten sensibel reagieren genauso wie Apotheker und Apothekerinnen, Hausärztinnen und Hausärzte, Heimhelfer und Heimhelferinnen. Die Projektleitung liegt in den bewährten Händen von Wolfgang Kloihofer-Haupt, stellvertretenden Leiter des Landeskriminalamtes, der auch für Prävention verantwortlich ist. „Der formelle Akt der Projektbeauftragung ist ja erst der Anfang. Wir sind hoch motiviert, unsere Ideen nach und nach umzusetzen“ meint er zum Projektstart. Denn – Information hilft!
Fotos (Landespolizeidirektion Wien):
Titelfoto: Beim Termin mit dabei Polizeipräsident Gerhard Pürstl (rechts), Präsident des WEISSEN RINGS Udo Jesionek (Mitte), Polizei-Vizepräsident Michael Lepuschitz (ganz links) und Geschäftsführerin Dina Nachbaur. Wolfgang Kloihofer-Haupt, Leiter der Prävention in Wien, war leider verhindert.
Der WEISSE RING
Der WEISSE RING ist Österreichs einzige allgemeine Opferhilfeorganisation, die allen Opfern krimineller Handlungen jeglicher Form offensteht. Rasch, unbürokratisch und kostenlos werden geboten:
- Professionelle Beratung und Betreuung
- Psychosoziale und juristische Prozessbegleitung
- Finanzielle Hilfe im Notfall
Darüber hinaus ist der WEISSE RING Anlaufstelle und Drehscheibe für Informationen über die Angebote anderer Opferhilfe-Einrichtungen.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Justiz betreibt der WEISSE RING den aus ganz Österreich gebührenfrei und rund um die Uhr erreichbaren Opfer-Notruf 0800 112 112 als erste, zentrale Anlaufstelle für alle Opfer krimineller Handlungen.
Erstellt am 18.7.2019