Der WEISSE RING hat sich – neben der Betreuung und Begleitung von Opfern strafbarer Handlungen – zum Ziel gesetzt, über Opferrechte zu informieren und sich sowohl für deren Einhaltung als auch für deren Weiterentwicklung einzusetzen. Auch das vergangene Jahr stand trotz aller Einschränkungen, die die Pandemie mit sich brachte, ganz im Zeichen dieser übergeordneten Zielsetzung.
Nur wer Bescheid weiß, kann ihre / seine Rechte nutzen.
Deshalb werden Vertreter*innen des WEISSEN RINGS nicht müde, darauf hinzuweisen, wie wichtig die Übermittlung der Daten Betroffener an Opferschutz-Einrichtungen ist. „Wir sind fest davon überzeugt, dass Opfer situativer Gewalt genauso behandelt werden sollten wie jene häuslicher Gewalt“, betont Präsident Udo Jesionek. Die Erfüllung dieser Forderung würde für die Betroffenen den Zugang zu Opferhilfe-Einrichtungen wie dem WEISSEN RING erleichtern und so einen wesentlichen Baustein zur vollständigen Umsetzung der EU-Opferschutz-Richtlinie darstellen.
Parallel dazu arbeitet der WEISSE RING daran, generell im öffentlichen Bewusstsein stärker sichtbar zu werden und auch auf diese Art Betroffene von Gewalt besser zu erreichen. Hier unterstützte die international tätige Agentur VLMY&R bei der Entwicklung und Umsetzung einer Kampagne. Ausgehend von dem grundlegenden Gedanken, dass Verbrechen Unrecht ist und kein Unglück, dass sich also sowohl Betroffene selbst als auch die Gesellschaft sich gegen Verbrechen wehren kann und soll, wurde eine Kampagne entwickelt. Die eindrucksvolle Bildsprache des Künstlers Mahir Jahmal untermauert die Aussage: „Verbrechen hinterlassen Spuren.“ Dieser Feststellung steht das Versprechen gegenüber, auf dessen Erfüllung die Arbeit des WEISSEN RINGS abzielt: „Wir helfen den Opfern.“
Opferhilfe braucht Unterstützung durch Spender*innen
Mit der Kampagne verfolgte der WEISSE RING darüber hinaus noch ein weiteres, wichtiges Ziel, wie Geschäftsführerin Natascha Smertnig ausführt: „Wir wollen nicht nur die Spuren sichtbar machen, die Verbrechen bei den Opfern hinterlassen, sondern auch zeigen, wie der WEISSE RING hilft. Denn nur wenn wir es schaffen, verständlich zu machen wie die Unterstützung durch den WEISSEN RING funktioniert, kann es auch gelingen Menschen dazu zu motivieren, diese Arbeit zu unterstützen – auch mit Spenden.“ Denn Opferhilfe wie der WEISSE RING sie anbietet, ist nur mit Hilfe von Spenden sowohl durch private Personen als auch durch Unternehmen und Organisationen möglich.
Opferrechte im Lichte des Terroranschlags von Wien
Der Terroranschlag von Wien am Abend des 2. November konfrontierte alle mit einer ganz besonderen Form der situativen Gewalt. Der WEISSE RING wurde sofort auf mehreren Ebenen tätig. Einerseits ging es um die Begleitung und Unterstützung Betroffener. Andererseits war eine Klarstellung notwendig, wer im Zusammenhang mit dem Anschlag als Opfer laut Verbrechensopfergesetz (VOG, §1) zu gelten hatte. Für die Betroffenen geht es in diesem Zusammenhang vor allem um die Finanzierung von Leistungen wie Psychotherapie, Pauschalentschädigung für Schmerzengeld und in weiterer Folge Verdienst- und Unterhaltsentgang. „Erfreulicherweise schloss sich das Sozialministerium der Sichtweise des WEISSEN RINGS nach dem Terroranschlag von Wien an“, stellt Rechtsanwalt Wolfgang Gappmayer, Vorstandsmitglied des WEISSEN RINGS und nationaler Experte für das European Centre of Expertise for Victims of Terrorism, fest. „Damit sind alle, die der Bedrohung durch den Attentäter ausgesetzt waren, auch als Opfer von Gewalt nach § 1 VOG (Verbrechensopfergesetz) einzustufen – nicht nur jene, die körperlich verletzt oder getötet wurden.“ Ein exemplarisches Fallbeispiel im Jahresbericht zeigt, womit Betroffene konfrontiert waren.
Der WEISSE RING und wer seine Hilfe nutzt
Der WEISSE RING stellt Opfer von Straftaten mit ihren Bedürfnissen und Interessen ins Zentrum seiner Arbeit. Der gemeinnützige Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Betroffene zu begleiten und zu unterstützen, über Opferrechte zu informieren und sich sowohl für deren Einhaltung als auch für deren Weiterentwicklung einzusetzen. Darüber hinaus wird zu aktuellen Themen der Viktimologie und Opferrechte geforscht und publiziert.
Im Jahr 2020 hat der WEISSE RING insgesamt 1.676 Klient*innen intensiv betreut. Die Website www.weisser-ring.at verzeichnete 83.370 Seitenaufrufe.
Darüber hinaus betreibt der WEISSE RING im Auftrag des Bundesministeriums für Justiz den kostenlosen Opfer-Notruf 0800 112 112. Dieser steht 24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr als erste, zentrale Anlaufstelle für alle Opfer krimineller Handlungen zur Verfügung. Im Jahr 2020 wurde die Nummer des Opfer-Notrufs 11.751 mal gewählt, die Website www.opfer-notruf.at verzeichnete 55.825 Seitenaufrufe.
Zum Weiterlesen
Der Jahresbericht bietet außerdem einen Überblick über Tätigkeit, Prinzipien und Ziele des WEISSEN RINGS sowie über die Finanzierung und die internationale Zusammenarbeit.