Wer schnell hilft, hilft doppelt

Neuer Landesleiter Wien / Seit dem 1. Jänner 2022 ist Gerhard Jelinek, Präsident des Oberlandesgerichts Wien im Ruhestand, ehrenamtlich für den WEISSEN RING tätig.

Jelinek kennt den WEISSEN RING seit vielen Jahren. Und er kennt ihn gut: „Ich war als Präsidialrichter lange Zeit für die Ausbildung zuständig und habe immer wieder Zuteilungen von Richteramstanwärter*innen zum WEISSEN RING vorgenommen. Deren Feedback war stets sehr positiv“, erinnert sich Jelinek. Darüber hinaus sei ihm Präsident Udo Jesionek seit Jahrzehnten als außergewöhnlich engagierter und weitblickender Kollege bestens bekannt. Den entscheidenden Anstoß gab schließlich die Frage von Richter-Kollegen Martin Prinz, der diese Funktion vor ihm innehatte. Dieser erkundigte sich am Rande einer Richterbesprechung, ob Jelinek sich vorstellen könne, beim WEISSEN RING aktiv zu werden. Die Frage kam genau zur rechten Zeit, denn „ich war gedanklich ohnehin damit beschäftigt, wie ich meinen Ruhestand, in dem ich nicht nur meinen Hobbies nachgehen wollte, mit einer sinnstiftenden Tätigkeit verbinden könnte“, erzählt Jelinek. Nach einem Gespräch mit Udo Jesionek war er überzeugt: Beim WEISSEN RING gibt es „Gutes und Sinnvolles“ zu tun.

Jesionek freut sich sehr, dass es gelungen ist, mit Gerhard Jelinek „einen ebenso erfahrenen wie engagierten Juristen für den Vorstand des WEISSEN RINGS zu gewinnen.“

Neue Perspektive

Der WEISSE RING steht für „Recht im Unrecht“, setzt sich kompromisslos für die Rechte der Opfer ein, ist also in gewisser Weise sehr parteiisch. Die Arbeit eines Richters dagegen verlangt Überparteilichkeit. Deshalb haben wir bei Gerhard Jelinek nachgefragt, wie es ihm mit diesem – von uns vermuteten – Perspektivwechsel geht: „Diese Art von ‚Parteilichkeit‘ stört mich überhaupt nicht, weil es ja darum geht, Armen und Schwachen, durch Unrecht in Not geratenen Personen zu ihrem Recht oder zu finanzieller und/oder psychischer Unterstützung zu verhelfen. Dies zu tun, entspricht meinem Gerechtigkeitsempfinden und steht daher mit meiner bisherigen Richterrolle nicht im Widerspruch“, hält Jelinek fest. Die Vorstellung, nicht mehr strikt auf Interessensausgleich fokussiert und damit in der Mitte zwischen gegensätzlichen Parteiinteressen zu sein, sondern großzügig agieren zu können um Opfern zu helfen, findet er durchaus reizvoll.

Du sollst nie aufhearn zum learnen
Oarbeit mit der Phantasie!
Wannst dei Glick gerecht behandelst
Dann valossts di nie!

André Heller „Für immer jung“

Neue Wege zu gehen und Neues zu lernen gehört für Jelinek dazu. Den großen Unterschied zu seiner bisherigen Tätigkeit sieht er eher darin, politische Entscheidungsträger oder potentielle Spender zu überzeugen und/oder zu Großzügigkeit zu überreden. „Bisher war mein Arbeitsstil vom Erledigen zugewiesener Arbeit geprägt, wobei Aspekte der Justizverwaltung durchaus Parallelen zu den … ’neuen‘ Aufgaben aufweisen.“

Persönliches

Jelinek ist sportlich, unternehmungslustig und musikbegeistert. Er ist verheiratet, Vater von drei erwachsenen Kindern im Alter von 42, 41 und 23 Jahren sowie Großvater von vier Enkelkindern. Befragt nach seinem Lebensmotto zitiert der begeisterte Hobbymusiker, Sänger und Gitarrist mit einem Faible für Frankreich – dessen Sprache, Kultur, Küche und Musik – aus Texten von André Heller und Georges Moustaki.

Nous avons toute la vie pour nous amuser, nous avons toute la mort pour nous reposer

Wir haben das ganze Leben uns zu vergnügen, wir haben den ganzen Tod uns auszuruhen.

Georges Moustaki „La philosophie – Batucada“

Beruflicher Werdegang

  • in diversen Sparten des Zivilrechts tätig, überwiegend im Handelsrecht, wo er auch als Assistent an der Universität Wien und kurze Zeit als Konzipient in der Rechtsanwaltskanzlei Schönherr gearbeitet hat
  • seit 1984 Richter in Wien, an den Bezirksgerichten Innere Stadt und Donaustadt sowie am Handelsgericht Wien
  • ab 1995 Richter am Oberlandesgericht (OLG) Wien, ab 2008 Vizepräsident, ab 2015 Präsident. Ab dem Wechsel ans OLG Wien war er – anfangs teilweise, später zur Gänze – in der Justizverwaltung tätig, wobei ihn besonders die von ihm lange geleitete Richter*innenauswahl und -ausbildung faszinierte. Dazu kamen eine zeitweilige Vorsitzführung im Fortbildungsbeirat des Justizministeriums und eine umfassende Vortragenden- und Prüfungstätigkeit

Der WEISSE RING und seine Struktur

Mehr zur Struktur des WEISSEN RINGS und zu den Funktionen innerhalb des Vereins finden Sie hier.

Fotos: privat

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